Interkulturelles Frauenfrühstück im Bürgerhaus Krone in Oberensingen

Starke Töchter - starke Mütter: Frauen sprechen über Werte und Beziehungen.

Türkische Musik mit Oud und Kanun, ein vielfältiges Frühstücksbuffet und interessante Gespräche machten das Interkulturelle Frauenfrühstück im Bürgerhaus Krone in Oberensingen zu einem besonderen Gaumen- und Ohrenschmaus.

Eingeladen hatten dazu Heike Bazlen vom Bürgerhaus Krone, Evi Handke, Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen und Brunhilde Clauß von der Caritas Fils-Neckar-Alb.

Es ging um Werte, die über die Erziehung und Vorbilder vermittelt und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Das Thema von Mutter-Tochter-Beziehungen stand dabei im Mittelpunkt. Fünf Frauen aus drei Ländern erzählten von sich als Mutter und Tochter. Berichteten, was sie von ihrer eigenen Mutter gelernt haben oder von ihren Töchtern lernen und davon, wie man sich als Frauen in Familien bestärken kann.

Biluge M. erzählte von ihrer Großfamilie mit vielen Geschwistern und Verwandten. „30 Leute am Esstisch, das war bei uns alltäglich“ berichtet die Mutter von sechs Kindern, die im Kongo aufgewachsen ist. „Meine Mutter hat mich gelehrt, in Konfliktsituationen ruhig zu bleiben und somit deeskalierend zu wirken. Als Teenager dachte ich noch, dass ich das nicht hinkriegen würde, so cool zu bleiben wie meine Mutter.“ Später erkannte sie, wie sie diese Haltung verinnerlicht hat und als Stärke und Durchhaltekraft in Konflikten bis heute gebrauchen kann. Es war ihr wichtig dies auch an ihre Kinder weiterzugeben.

Anna L. musste mit ihren drei Kindern und ihrer Mutter ohne ihren Ehemann kürzlich aus der Ukraine nach Nürtingen in ein völlig anderes Leben flüchten. Mutter und Tochter fühlen sich eng verbunden. Sie selbst konnte erst durch die tatkräftige Unterstützung ihrer Mutter Medizin studieren, hat in eigener Praxis als Chirurgin gearbeitet und so Beruf und die Familie unter einen Hut gebracht. Für ihre Mutter war es selbstverständlich, ihren eigenen Beruf einzuschränken und da zu sein für ihre Tochter und deren Familie. Anna ist ihrer Mutter sehr dankbar für die bisherige Unterstützung. Nun hilft sie ihrer Mutter, hier zurechtzukommen und das Erlebte zu verarbeiten, auch indem man sich Halt und Heimat gibt in der kleinen Wohnung. die sie zusammen gefunden haben.

Seyna Ü. ist 23 Jahre alt und bereitet sich auf ihr Studium in Ulm vor, besucht dort einen Sprachkurs. Sie ist vor zwei Jahren mit Mutter und Geschwistern aus der Türkei gekommen im Rahmen des Familiennachzugs. Der Vater lebt und arbeitet seit fünf Jahren in Deutschland, er musste aus politischen Gründen flüchten. Die Gäste hören eine selbstbewusste junge Frau, die vermittelt, dass sie von der Ausstrahlung ihrer Mutter tief beeindruckt ist und vieles davon für sich selbst genauso machen möchte. Sie hat erlebt, wie ihre Mutter viele Rollen vereint hat: als Lehrerin berufstätig, als Mutter drei Kinder großgezogen und nebenbei erfolgreich ein Zweitstudium absolviert. In ihrer Freizeit liest sie gerne und malt. „Und dabei hat sie nie aufgegeben…“ so Seyna. Auch nicht in der Zeit, als der Vater bereits in Deutschland war. Die außergewöhnlich guten Deutschkenntnisse von Mutter und Tochter, in zwei Jahren überwiegend selbst angeeignet, sind ein Beweis für die Klugheit, den Fleiß und Ehrgeiz, der Mutter und Tochter verbindet.

Man sah in den Gesichtern der Zuhörerinnen, dass die Lebensgeschichten, die in der Krone erzählt wurden, tief bewegten und Mitgefühl weckten. So auch als die Stimme der ukrainischen Mutter versagte beim Erzählen des schweren Schicksals.

Das Gehörte gab Impulse für eigene Erinnerungen und Erlebnisse bei den anschließenden Tischgesprächen. Brunhilde Clauß , Fachfrau für das Format Erzählcafé bei der Caritas, sagte dazu: „Wenn Menschen aus ihrem Leben erzählen, beginnt es automatisch bei den Zuhörenden zu arbeiten. Eigene Erfahrungen, Gefühle kommen ins Gedächtnis, Verhaltensweisen oder Einstellungen werden reflektiert. Es ist deshalb der Kern eines Erzählcafés, dass es Zeit fürs Gespräch untereinander gibt. Es gibt immer nur eine subjektive Sicht, alles was erzählt wird, ist für den Moment „richtig“, weil selbst so erlebt.“

Die Veranstalterinnen waren sich am Ende einig: Alle, die gekommen sind, gehen verändert aus dem Vormittag nach Hause und werden vielleicht im Nachhinein weiter über Gehörtes und Eigenes nachdenken.

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